Workshop für Content-Moderierende

Kenia

Die zivilgesellschaftlichen Organisationen Siasa Place und Superrr Lab veranstalteten einen Workshop, der Moderatoren und Datenannotatoren aus Kenia und Deutschland zusammenbrachte. Diese gemeinsame Veranstaltung diente als wichtiger Lernaustausch und ermöglichte den Teilnehmenden, Einblicke in die Erfahrungen ihrer internationalen Kolleginnen und Kollegen zu gewinnen. Die Veranstaltung war Teil des Deutsch-Kenianischen Digitalen Dialogs und wurde vom Digital Transformation Center Kenia und seiner Gig Economy Initiative unterstützt.

 

Im Rahmen des Workshops wurden die Erfahrungen der deutschen Moderierenden mit der gewerkschaftlichen Organisation und den politischen Rahmenbedingungen eingehend erörtert. Zudem wurden die besonderen Herausforderungen und Praktiken kenianischer Inhaltsmoderierenden und Datenkommentierenden untersucht. Die Teilnehmenden definierten klare Forderungen in Bezug auf das sich entwickelnde kenianische Gesetz über digitale Arbeit. Die Veranstaltung ermöglichte einen wertvollen kulturübergreifenden Dialog mit dem Ziel, die Lobbyarbeit zu verstärken und bessere Arbeitsbedingungen im Bereich der digitalen Arbeit zu fördern.

Entwicklung der rechtlichen Rahmenbedingungen für digitales Arbeiten in Kenia

Die derzeitigen Gesetze, die sich mit digitalen Rechten und Arbeit in Kenia befassen, sind das Datenschutzgesetz bzw. das Arbeitsgesetz. Mit dem Vormarsch der digitalen Arbeit besteht jedoch die Notwendigkeit, ein spezifisches Gesetz zu entwickeln, welches die digitale Arbeit regelt, die Rechte der digitalen Arbeitnehmenden fördert und sie vor Ausbeutung schützt. Die Teilnehmenden des Workshops schlugen eine Reihe von Verbesserungen vor, die in die Entwicklung einer digitalen Politik einfließen sollten, auf die in diesem Artikel näher eingegangen wird.

Herausforderungen für die digitale Wirtschaft in Afrika

Die Teilnehmenden erörterten eine Reihe von Faktoren, die zu den aktuellen Problemen der digitalen Arbeitnehmenden führen. Dazu gehört ein unzureichender rechtlicher Schutz für digitale Arbeitnehmende, der sie anfällig für Ausbeutung macht. Die bestehenden Arbeitsgesetze berücksichtigen nicht die einzigartigen Erfahrungen der digitalen Arbeitnehmenden. Darüber hinaus nannten sie die Möglichkeit, Vergeltungsmaßnahmen zu ergreifen, wenn sie sich für bessere Arbeitsbedingungen einsetzen, als einen vorherrschenden Rückschlag. Außerdem wurde festgestellt, dass große Technologieunternehmen oft komplizierte Beschäftigungsstrukturen verwenden, um eine direkte Haftung zu vermeiden, was es den digitalen Arbeitnehmern erschwert, bei Verletzungen ihrer Rechte vor Gericht zu gehen. Dieser Umstand kann weitreichende Folgen haben. Laut einer qualitativen Studie von Cyberpsychology gehören zu den psychologischen Auswirkungen auf Content-Moderierenden traumatischer Stress aufgrund der ständigen Exposition gegenüber traumatischen Inhalten, Burnout und andere psychische Gesundheitsprobleme wie Angst und Depression.

Die Notwendigkeit von Veränderungen - was kann getan werden?

Während des Workshops waren sich die Teilnehmenden einig, dass es von entscheidender Bedeutung ist, den Sozialvertrag der Arbeit weiterzuentwickeln und eine auf den Menschen ausgerichtete Technologie in den Vordergrund zu stellen, die auch für eine feministische digitale Wirtschaft eintritt und robuste soziale Netze und gemeinschaftsbasierte Unterstützung schafft. Sie betonten die Notwendigkeit, die gewerkschaftlichen Bemühungen zu verstärken, um sicherzustellen, dass digitale Arbeitnehmende eine kollektive Vertretung und eine bessere Verhandlungsposition haben. Zudem sei die Entwicklung von Arbeitsgesetzen sehr wichtig, um sicherzustellen, dass die Beschäftigten rechtlich geschützt sind und dass die Arbeitsverträge faire Arbeitsbedingungen und Entschädigungen enthalten. Es wurde festgestellt, dass anwaltschaftlich geführte Rechtsstreitigkeiten als Instrument genutzt werden sollten, um Unternehmen zur Verantwortung zu ziehen und Veränderungen voranzutreiben.

Entwicklung der Anforderungen

Am Ende des Workshops entwickelten die Teilnehmenden Forderungen, die sie von den Stakeholdern umgesetzt sehen möchten. Die Forderungen orientierten sich an dem Manifest des Deutschen Betriebsrats (German Workers Council, WOCO), das während des Gipfels der Content-Moderierenden im März 2023 entwickelt wurde, und lauten wie folgt;

1. Keine Diskriminierung aufgrund von Ethnie, Geschlecht, nationaler Herkunft und anderen ähnlichen Merkmalen.
2. Garantierte Versammlungs- und Redefreiheit für alle Arbeitnehmer.
3. Die Arbeitgeber müssen klare und transparente Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen anbieten.
4. Technologieunternehmen müssen für die kritische Sicherheitsarbeit von Datenarbeitern verantwortlich sein.
5. Angemessene Entschädigungen und Sozialleistungen müssen für alle Datenarbeiter bereitgestellt werden.
6. Allen Datenarbeitern, die mit beunruhigenden Inhalten zu tun haben, muss eine angemessene psychologische Betreuung zur Verfügung gestellt werden.
7. Wir fordern die Anerkennung der Datenarbeit als legitimen Beruf, einschließlich einer angemessenen Ausbildung und des Anspruchs auf alle gesetzlichen Leistungen, wobei ein angemessener gesetzlicher Rahmen zu schaffen ist.
8. Tech-Unternehmen dürfen die Bemühungen der Beschäftigten, sich gewerkschaftlich zu organisieren oder Betriebsräte in der gesamten Branche zu bilden, nicht behindern.

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